2000

“Orden

CDU ist eine Abkürzung - Cash durch Unbekannte

STADTHALLE · Was ist eigentlich ein Dum-Dum-Geschoss?
Wer leidet in Deutschland heute unter der Cholera,
und was bedeutet die Abkürzung "CDU" tatsächlich?

Ob Bonn oder Berlin, ob altes oder neues Jahrtausend, die Themen liegen auf er Straße und der Schwarzen Elf geht die Puste nicht aus


Aufklärung in diesen und anderen wichtigen Fragen erhielten alle, die am Wochenende zu den ersten drei von neun Prunksitzungen der Schwarzen Elf in der Stadthalle kamen. Unter dem Motto "Es reißt net ab", eröffneten die Kolping-Narren das neue Jahrtausend und zeigten eine Schau, zu deren köstlichsten Elementen der Auftritt von Thomas Spath und Doris Bretscher als "Kaffee trinkendes Ehepaar" zählte. Spitze war auch der Auftritt von Doris Paul als "Fußball-Mutti" und 1000 Punkte auf einer Millennium-Bewertungs-Skala vergeben wir für das, was seinen Zuschauern das "Männerballett" zeigte. Meister-haftes hatten einmal mehr die Turner der Schwarzen Elf zu bieten, und große Beachtung verdient das, was mit ihren erst neun Jahren das Tanzmariechen Melanie Frey zeigte. Beim TSV 07 in Grettstadt hat sie ihre sportliche Heimat, und bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt am Freitag hatte sie schon fast alles im Repertoire, was auch ein großes Tanzmariechen kann. Die erwachsenen Kolleginnen von Melanie Frey verzauberten ihr Publikum mit einem Samba-Schautanz, und selbst der anstrengende Polka-Tanz wurde von ihnen noch mit Lachen und Jauchzern absolviert.

Ziemlich abgekämpft joggte dagegen der "Paparazzo Luigi Minolta" in den Saal. Kein Wunder, denn mit Startnummer 2000 hatte er sich bis auf Platz "eins" nach vorne gekämpft, wo er natürlich auch die beste Position innehatte, um etwa die Spenden-Affaire der CDU zu beleuchten. "Cash durch Unbekannte" bedeute doch wohl diese Abkürzung, meinte Helmuth Backhaus, und hatte auch schon umgeschwenkt auf Joschka Fischer und Jörg Hei(l)der beim Marathon; - schnell noch ein gestochen "scharfes" Foto vom "Sau-Bä(e)r-Mann Stoiber" in Sachen "LBS", ehe es mit frechen, dafür aber umso süßeren "Früchtchen" weiterging. Die Kinder-Tanzgruppe der Schwarzen Elf gestaltete diese Nummer, brachte das Publikum in Form von Trauben, Zwetschgen, Bananen, Kirschen, Erdbeeren, Birnen und Zitrusfrüchten auf den Geschmack.

"Echt cool, ey!, volle Kanne, ey!, stark, ey!, geil!!!" - Ganz in der Sprache der Jugend drückte Fabian Wahler aus, auf welche Weise er vor kurzem seinen Fahrlehrer zur Verzweiflung brachte. Er wolle eben "lieber selber fahren, als dass er einen fahren lässt", meinte der "Führerschein-Neuling", und erzeugte helles Gelächter, als er erklärte, dass es sich bei zwei Lehrern auf einem Motorrad eigentlich nur um ein "Dum(m)-Dum(m)-Geschoss" handeln könne. Selbst das verbotene Handy am Autofahrer-Ohr machte ihm keine Probleme; - "total clever" wandelte er es einfach in eine Freisprech-Einrichtung um. Zu einem Schunkler rief Sitzungspräsident Ludwig Paul das Publikum auf, während die Bühne mit Barren und Matten für den Auftritt der Turner "fit gemacht" wurde. In ein "Geister-Schloss mit Vampiren und Fledermäusen" verwandelten sie den Saal und erhielten viel Applaus für "laufende" Handstände, Überschläge in den verschiedensten Variationen, für beeindruckende Hebe-, Schleuder- und Wurf-Figuren. - Der eine ausgerüstet mit der "Sofi-Brille", die andere mit dem "Jahr-2000-Glas" auf der Nase; keine geringeren als die "Eintagsfliegen", alias die versammelte Familie Paul, konnten sich hinter dieser Maskerade verbergen. Recht ironisch nahmen sie Stellung zu den meist besprochenen Themen des vergangenen Jahres, Sonnenfinsternis und Computer-Chaos; - und vergaßen auch nicht, ihre Witze über das "Bier-Sing" (Piercing) zu reißen.

"Der deutsche Michel ist krank", stellte Peter Kuhn fest, weshalb er keine andere Möglichkeit sah, als in die Rolle des "Arztes" zu schlüpfen und - egal ob Privat- oder Kassen-Patient - ausnahmslos alle "dran kommen" zu lassen. "Tumor ist, wenn man trotzdem lacht", lautete das Motto seiner Rede, in der es um den "plötzlich ausgefallenen Herz-Schrittmacher saarländischer Herkunft" ging, aber natürlich auch um den "Doktor" Helmut Kohl, der unter "Schweige-Pflicht" steht. Seine Partei leide deshalb jetzt unter der Cholera (Kohl-Ära), sei beim Röntgen nicht mehr ganz zu durchleuchten. Gewonnen habe der Arzt jedoch seinen Kampf gegen die Gelb-Sucht, die in der Landschaft (der Parteien) keine Rolle mehr spiele. Dagegen sehe bei den Grünen "nur die Doktor Fischer noch klar" - "genau!, das ist der Grüne Star!" - Alle Achtung vor dem brillanten Talent dieses Redners, mit Wörtern und Begriffen zu spielen. Trotzdem dürfte es zu Verständnis-Schwierigkeiten für alle kommen, die seine diesjährige Rede nur einmal hören; - denn in zu starkem Maße verwendete Kuhn die Ausdrücke "Arzt", "Patient" oder "Krankheit" für immer wieder wechselnde Figuren und Organisationen.

Auf einer Urlaubs-Reise in den USA kam Ingrid Klier die Idee für den diesjährigen Auftritt der Turn- und Tanzgruppe. "Vier (Haut)-Farben in einem fernen Land" lautete das Thema ihres Tanzes, in dem das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" dargestellt wurde, von seiner Entdeckung bis hin zum heutigen "Break Dance" auf den Straßen von New York. - Humorige Kritik an misslaunigen und oftmals wenig hilfsbereiten "Kollegen", ebenso wie an den Leistungen der "Schnüdel", den folgenreichen Spar-Maßnahmen des Landkreises und dem "oberschlauen Fleischerring" übte als ein "Schweinfurter Busfahrer" Adi Schön; - ehe sich zu einem "Samstagnachmittag-Kaffee" die beiden "Ulk-Nudeln" Doris Bretscher und Thomas Spath in Szene setzten. Herrlich, wie sie die schlechte Akustik im Garten roch, wie er sich im Feinripp-Unterhemd auf den Sessel pflanzte und wie beide erklärten, warum Jogger manchmal erschossen werden, was "Homebanking" bedeutet und wie das Wort "Bürgermeister" im Englischen heißt.

Nicht weniger köstlich, von den Figuren, vom Tanz und von der Verkleidung her, präsentierte sich das Männerballett. "Das bisschen Haushalt ...", lautete das Thema dieser Truppe, die sogar einen "Striptease" wagte, und in deren Vorführung natürlich auch der allgegenwärtige "Mambo Nb. 5" nicht fehlen durfte. - Ihren "ganz großen Auftritt" als "Fußball-Mutti" hatte anschließend Doris Paul.

Fast erstickte ihr die Stimme, während ihres unbeschreiblich schönen, ununterbrochenen Rede-Schwalls über alles, was es bei der F-Jugend des "TSV-Öpfelsbach" an hoch-interessanten Dingen zu berichten gibt.

"Bäuerlich einfache Gedanken" zum nunmehr ausgestandenen Millenniums-Problem machte sich das "Bäuerle" Manfred Stark. "Ohne die Computer-Chips, läuft doch heutzutage nix", lautete seineErkenntnis, weshalb er sich auch fragte, ob vielleicht schon zuBeginn der Weltgeschichte "Chips im Spiel gewesen" seien und dabei "recht viel Mist gebaut" hätten.

Was zu erwarten ist, wenn der Gast "Vierkant-Kartoffeln" bestellt, was eine "Mafia-Torte" ist und was auf der Karte steht, wenn es "Spinat mit Ei" gibt, erfuhr das Publikum von den "Faschingsmuffeln". Im Berghotel "zum weißen Muffel" am Wolfgangsee hatten sie sich "einquartiert", und es ist zu hoffen, dass es so wie dort nicht auch im künftigen Schweinfurter Kongress-Hotel eines Tages zugehen wird. Etliches an Verwirrung wäre sonst angesagt, wenn der "urlaubsreife Chef" nach seinem Personal klingelt. Nicht allein mit Geklingel, sondern auch mit Pauken und Trompeten, begleiteten die "Sunnyboys vom Baggersee" den Auszug der Aktiven. So geräuschvoll wie die Sitzung beim Einzug der Stadtpfeiffer begonnen hatte, so lautstark nahm die erste Sitzung der Schwarzen Elf in diesem Jahrtausend damit auch ihr Ende.

© EVA-MARIA HOLOCH
Quelle: Volkszeitung Schweinfurt, 24.01.2000

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