2002

Grieser nach München und Merkel nach Schweinfurt

Mit der Freude an einem perfekten Programm überzeugt die Schwarze Elf in der Stadthalle "Heißt das Tomatenmark jetzt eigentlich Tomateneuro? Und liegt es an der Umstellung der Währung, wenn es keine Schuhe mit Pfennigabsätzen mehr gibt?" Spätestens anhand dieser Fragen wurde klar: Die Schwarze Elf hielt, was sie versprochen hatte mit ihrer Ankündigung, ein ebenso spritziges Programm zu präsentieren wie der Sekt es sei, der am Freitagabend von der Gast-Gesellschaft, der "Nürnberger Luftflotte", mitgebracht worden war. - "Da werden Sie gelustigt!", lautet schließlich das Motto der Kolping-Narren im Jahr 2002, und doch kommen auch die kritischen Anmerkungen zum weltpolitischen und zum städtischen Geschehen nicht zu kurz; ebenso wenig wie die schönen und bunten Darbietungen fürs Auge.

Traditionell eröffneten die "Schweinfurter Stadtpfeifer" das Programm in der Stadthalle, die von dem feurigen italienischen "Paparazzo Luigi Minolta" gar auf Stelzen betreten werden musste. Dies sei die einzige Möglichkeit, durch den ganzen litischen Sumpf zu kommen, meinte Helmuth Backhaus, und gab seinen Senf zur Vertrauensfrage von Schröder, zur Homo-Ehe und selbstverständlich zur "K-Frage".
Mit einem Kanzler Stoiber werde wohl Bayerisch zur Amtssprache und das Jodeln zum Pflichtfach an den Schulen. Doch auch für Angela Merkel gebe es dann noch eine Chance. Denn wenn Grieser nach München gehe, könne Merkel die neue OB von Schweinfurt werden.

"Bewaffnet" mit großen Beute- Rucksäcken" schlichen sich die kleinen "Ganoven" aus der Kinder- Tanzgruppe in den abgedunkelten Saal, doch "da didel dumm, der Kommissar ging um", und führte die Räuber schon nach kürzester Zeit ab.

Zum Einsatz schreiten konnte damit der "Feuerwehrmann" Fabian Wahler, der als einer von der "ganz lässig- coolen Sorte" daher kam und den Reichtum seiner Erfahrungen schilderte, auf dem Weg vom Jung-Feuerwehrmann zum "Voll"-Feuerwehrmann. - "Nur ein kühles Bier am Rand, hilft bei einem Kehlen- Brand!"

Zur "Senioren-Gymnastikstunde" luden die Turner und inzwischen auch ebenso viele Turnerinnen der Schwarzen Elf.
"Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an", lautete ihr Motto, und also waren die Rollstühle, in denen die Akteure auf die Bühne geschoben wurden, bald vergessen. Mindestens zehn Minuten lang ging den Akrobaten die Puste nicht aus, trotz ungezählter Salti und immer wieder neuer, beeindruckender und schöner Hebe-Figuren.

Als starker Sportler, allerdings mehr von der Ausrüstung her, kam auch der "Radfahrer" Manfred Stark aher. Weniger aufgrund seines eigenen Willens, vielmehr aber durch das Verkaufs-Geschick seines Händlers, verfügte er über die tollsten Reifen, die tollste Schaltung und natürlich auch über den farbigsten Anzug. Was dann bei einem Ausflug über Land passiert? Die Antwort war klar, als die Besucher gehört hatten: "Mr braucht kee Licht, net hint', net vorn, aber am "Ar..." a Haut aus Horn!"

"Tief im Steigerwald" schunkeln durften die Gäste, zur Einstimmung auf die "Eintagsfliegen" alias "die Sing-Gruppe der versammelten Familie Paul". "Riester-Rente rieselt schön", lautete eine ihrer hintergründigen Erkenntnisse, aber auch: "wir sind voll im Trendy mit Handy" oder "die deutsche Sprache geht unter! - Da hätt' mr doch was müss mach'!" Eine etwas merkwürdig verdrehte Welt eben, die da geschildert wurde, und dass er sich in einer solchen befand, musste auch Peter Kuhn nicht erst betonen.
Man sah es ihm vielmehr schon an, als er im lila Glitzer- Kleid, mit Netz-Strümpfen, Feder- Boa und langem, braun gelocktem Haar die Bühne betrat. Der "Transvestit", er war der Meinung, dass die Zeit eigentlich reif sei für eine Kanzlerin, und kam dementsprechend zu dem Schluss: "Ach Edmund, schaue mich doch an, was man so aus sich machen kann!" Noch schärfer schoss er auf Scharping, als er Bezug nehmend auf lebensgefährliche Einsätze in Afghanistan meinte: "Seid einfach froh als Infantrist, dass Euer Dienstherr glücklich ist!", und natürlich durfte auch ein Abgesang auf den "ersten Boyfriend" mit Namen "Mark" nicht fehlen (so wie mit Mark wird es nie mehr). Den Glanzpunkt seines Vortrags aber lieferte Kuhn sicherlich mit der Feststellung, was genau im Zusammenhang mit dem "11.September" unter "pervers" zu verstehen sei.

Entspannend und wunderschön fürs Auge wirkte nach diesem hochgeistigen Vortrag der Beitrag der Turn- und Tanzgruppe, deren "Hintergrund-Arbeiter" einmal mehr keine Mühe gescheut hatten, um mit farblich stimmigen und auch sonst absolut detailgetreuen Kostümen die Thematik der Darbietung in Szene zu setzen. "Zerfall der Sowjetunion" hieß diesmal ihr Tanz, an dessen Ende sich freilich nicht allein der "Go West-Trend" durchsetzte, sondern eine Mischung aus modernen westlichen Rhythmen und sowjetischen Tönen wie etwa der "Kasatschok"- oder "Kalinka"-Melodie.

Hühner, Kühe, Schweine und ein riesiger "Hahn im Korb" erschienen beim Schautanz der "Nürnberger Luftflotte" auf der Bühne. Stimmungsvoll übergeleitet wurde damit zum Auftritt von Adi Schön, der diesmal schilderte, was man als "Schneider" in der Stadt so alles zu erleben, erdulden und zu erleiden hat. Seine Erkenntnis: "Was die CSU so macht an Politik, scheint mir nur noch Machtpolitik", und: "Man muss net wegen jedem Scheiß, gleich a gutes Tuch zerreiß!"

Maschinenhafte Bewegungs-Abläufe und einzigartige Dreh-Elemente zeigte bei ihrem rasanten Breakdance die schon weithin bekannte "Dancefloor Destruction Crew"; - ehe Sitzungspräsident Ludwig Paul zwei Komiker ankündigte, deren Name seit einigen Jahren für locker- lustig-ulkigen Unterhaltungs-Auftritt steht.

Doris Bretscher und Thomas Spath fragten sich diesmal, was man am besten auf die Sitzung des Frauen-Zwölferrats anzieht, während die acht "Damen" des Männerballetts verdeutlichten, dass nicht nur langweilige Tipp-Arbeit den Alltag "im Büro" bestimmt. "Mei' Mann anstatt bei mir im Bett, surft nächtelang im Internet!", beklagte sich die "Computer-Mutti" Doris Paul. Was also lag näher, als dass sie den Spieß umdrehte und Karriere als "Internet-Tante Doris" machte; später dann aber doch erkannte: "Wir lieben das Netz, doch muss man auch seh'n, es muss auch ohne Bits und Bites geh'n!"

Nur die "Faschingsmuffel" mit ihrer Kaufhaus-Nummer konnten da noch eins drauf setzen. Wunderbar, wie die Zuschauer sich schon durch die Requisiten, aber auch durch die monotonen Durchsagen à la "Nummer 17 bitte auf Nummer 20" mitten wie im Warenhaus fühlten. Unbeschreiblich die Seitenhiebe auf Pit Bull, den "Ladenhüter" oder die "Verkäuferin Jenny", bei der Freundlichkeit das einzige war, was sie den Kunden nicht zeigen konnte. -
"Hingehen und selbst erleben!", kann man da nur raten. Wer aber unzufrieden ist, möge zum Umtausch nicht den Bon(n), sondern bitte "Berlin" mitbringen.

Quelle: Schweinfurter Volkszeitung
Autor: Eva Landgraf

Schweinfurt (SP) Der Faschings-Countdown läuft: Am Freitag startet die "Schwarze Elf" ihren dreiwöchigen Sitzungsmarathon. Seit Montag wird die Stadthalle auf Fastnacht-Atmosphäre getrimmt.

Die "Schwarze Elf" vor dem Start: Sitzungssaal erhält sein "Faschingskleid"

Die fleißigen Helfer sind im Stress, auch wenn man es ihnen nicht unbedingt ansieht. Schließlich muss bis diesen Donnerstag alles stehen, sitzen, hängen und glänzen - für die Generalprobe. Das 25-köpfige ehrenamtliche Team weiß darum, lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. "Wir haben ein Super-Team", lobt Chefdekorateur Hans-Jürgen Runge die größtenteils aus Rentnern bestehende Mannschaft.

Ein Hauch von Faschingsstimmung weht bereits in der Stadthalle: Am Dienstag stand der Großteil der Einrichtung an seinem Platz; auch wenn immer noch Handwerks-Utensilien, ein Gerüst für die Deckenverzierung und herumliegende Lämpchen und Deko-Stoffe noch auf reichlich Arbeit hinwiesen.

Eine Hilfe beim Aufbau sind zahlreiche Fotografien aus dem vergangenen Jahr, "damit auch alles wieder schön an seinen rechten Platz kommt", erklärt Gründungsmitglied und Ehrenpräsident Bruno Wawrzik. Dennoch: Zu einigen geringfügigen dekorativen Änderungen hat sich Runge entschlossen. Hier eine Auflockerung durch bunte Farbtupfer an den Wänden, dort eine kleine Umstellung des Wandschmucks. Das Führungsteam und die Helfer sind zufrieden mit ihrem Chefdekorateur. Die neue Anordnung findet er jedenfalls "harmonischer".

Das rund fünfstündige Programm der "Schwarzen Elf" wird einige Überraschungen bieten. Schon allein das diesjährige Motto "Da werden Sie geLustigt" verspricht Spaß pur; in Anspielung auf Verona Feldbuschs Werbeslogan soll die "Verbiegung der deutschen Sprache" ironisch unter die Lupe genommen werden, so Sitzungspräsident Ludwig Paul. Rund 120 Akteure werden auf der Bühne auftreten, etwa 60 Helfer hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

Das Interesse an der "Schwarzen Elf" ist ungebrochen. Bereits Ende November war der Großteil der Karten in der rund 600 Plätze bietenden Stadthalle vergriffen. Die neun Sitzungen finden an den folgenden drei Wochenenden (Beginn freitags und samstags 20 Uhr, sonntags 18 Uhr) statt. Außerdem gibt es noch Gastauftritte in Bamberg, Gerolzhofen und im Augustinum.

Eines liegt den Narren am Herzen: Die Stadthalle. Auf sie wollen sie auch zukünftig nicht verzichten, so dass ein Umzug ins Tagungszentrum für sie nicht in Frage kommen wird. Hümpfer, Wawrzik, Runge & Co. finden hier "ideale Bedingungen" und wollen sich auch in Zukunft für die Stadthalle einsetzen, denn "die familiäre Atmosphäre hier ist einfach ideal und einzigartig."

Volkszeitung/Schweinfurter Tagblatt, 9./10.01.2002

Neun Sitzungen zwischen dem 11. und 27. Januar sollen die Narrenschar unterhalten

Schweinfurt (EVH) "Schwarze Elf - da werden Sie gelustigt!" Wer bei diesem Motto an Verona F. denkt, liegt goldrichtig, meinen die Kolping-Narren, die mit ihrem traditionellen Aktiven-Treffen die fünfte Jahreszeit eröffnet haben.

Doch die Schwarze Elf wäre nicht sie selbst, könnte man nicht auch ihren diesjährigen Leitspruch auslegen. Denn viel mehr noch als von Verona die deutsche Grammatik, so würden von manchen Schweinfurter Rats-Herren die Tatsachen verdehnt, verzogen und verbogen, sagt Sitzungspräsident Ludwig Paul. Sichtbar mache dies der Orden der Schwarzen Elf: Alois Warmuth zeigt auf dem Orden einen Clown, der ganz nach seiner Façon das Schweinfurter Rathaus verbiegt und verzieht.

Neben den Büttenrednern werden es auch wieder die verschiedenen Tanzgruppen sein, die mit ihren Beiträgen das Programm der Schwarzen Elf bereichern. Seit September schon treffen sie sich zu den Proben, wobei die Kleinsten unter Leitung von Claudia Friedrich den "Räuber und Gendarm" einstudieren, während sich die Großen mit Ingrid Klier dem Thema "Go West" widmen.

Mit akrobatischen Darbietungen wollen die Turner um Michael Kitz erfreuen, und als "wandlungsfähige Büro-Mäuschen" treten die Mitglieder des Männerballetts in komische Erscheinung. Noch nicht ganz ausgefeilt sind die Vorträge vieler Rede-Künstler der Schwarzen Elf. So weiß Adi Schön vorläufig nur, dass er als mehr oder weniger (stadt)bekannter Schneider auftreten will; Helmuth Backhaus wird neben den bunten Journal-Seiten wohl auch katastrophale Ereignisse zu belichten haben, und noch völlig in Schweigen über seinen Auftritt hüllt sich Peter Kuhn.

Wie man absolut unfreiwillig zum "Fahrradaktivisten" wird, schildert Manfred Stark. Als "Computer-Mutti" zeigt Doris Paul den "gebildeten Männern", wo's lang geht, und sehr wahrscheinlich über die "Nöte eines jungen Erwachsenen" wird Fabian Wahler berichten. Musikalische Akzente setzen die "Stadtpfeifer" und die "Sunnyboys vom Baggersee". Lustige Lieder singen die "Eintagsfliegen", und für Kaufregung beim Publikum wollen die "Faschingsmuffel" mit ihrem Besuch in (k)einem bestimmten Kaufhaus sorgen. Das Klamauk-Duo "Bretscher und Spath", wird sich - wieder als "Erna und Sepp" - fragen, was man zu einem Faschingsball anzieht.

Der erste von neun Abenden in der Stadthalle fällt auf Freitag, 11. Januar. Weitere Sitzungen sind am Samstag, 12., und am Sonntag, 13. Januar sowie an den beiden darauf folgenden Wochenenden, ebenfalls am Freitag, Samstag und Sonntag. Beginn ist am Freitag und Samstag um 20 Uhr, am Sonntag schon um 18 Uhr. "Ein wenig höher als bisher" werden sich die Preise gestalten. Eine Karte kostet zwischen zehn und 15 Euro. Vorverkauf bei Georg Hümpfer, Tel./Fax 4 59 86.

Quelle: Volkszeitung/Schweinfurter Tagblatt; 10./17.11.2001

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